In der Solo Show „Zeiträume“ des in Wiesbaden ansässigen Fotokünstlers zeigen wir weitere Arbeiten aus den erfolgreichen Serien „Kanzlerbungalow“, „Villa Tugendhat“ und „kopfüber“, hinzu kommt die erstmals ausgestellte neue Serie „U–Bahn Bonn“.
Durch ihre Größe im Focus der Ausstellung steht „KB, Nr. 1, 1964 / 2016“. Im Format 160 x 160 cm mit weiß lackierter Holzleiste ist eine Szene im Wohnzimmer des Kanzlerbungalows (Bonn) abgebildet, die gerade in unserer Zeit nachdenklich stimmt. In markantem Profil und Gestik zeigt sie Konrad Adenauer im Gespräch mit seinem Nachfolger Ludwig Erhard. Wie in der ganzen Serie überlagert hier Dirk Brömmel, dessen Schwerpunkt in der Architekturfotografie liegt, eine eigene Aufnahme der Räume mit der eines Pressefotografen. Die Szene spielt sich in jenem Teil des in zwei ineinandergreifenden Quadraten Privat- und Repräsentationsräume trennenden Hauses ab, in dem Gäste empfangen wurden. Die weiteren Arbeiten aus der Serie in der Ausstellung, im Format 60 x 60 cm und ebenfalls weißgerahmt, zeigen unter anderem eine Gartenaufnahme anlässlich des Besuches des japanischen Kaisers Hirohito mit seiner Frau („KB, Nr. 25, 1971 / 2016“) und den Innenhof mit Pool aus der privaten Haushälfte („KB, Nr. 2, 1964 / 2016“). Vergangenheit und Gegenwart, zwei Zeiträume, verbinden sich in immer wieder neuen Kompositionen in den Werken.
Diesen Arbeiten schließen sich zwei ebenfalls bisher nicht bei uns gezeigte aus der älteren Serie „Villa Tugendhat“ an, die einem ähnlichen Prinzip folgen. Es handelt sich bei der Villa um jene, 1929-1930 in Brünn (CZ) von Mies van der Rohe für die dann 1938 emigrierte Textilfabrikantenfamilie gebaute Villa, die als Inkunabel der Moderne in die Architekturgeschichte eingegangenen ist. Neben dem klaren, linearen Architekturstil waren hier zum ersten Mal in einem Privathaus eine tragende Stahlkonstruktion auf Säulen mit Kreuzgrundriss umgesetzt und technische Neuerungen zum Einsatz gekommen wie im Boden versenkbare Fenster, ein neues System der Klimatisierung des Hauses u.a. mehr. Die Fotoarbeiten verbinden wie in der Serie über den Kanzlerbungalows, hier aber in einem Bild zusammengefasst, zwei Zeiträume, indem das private Filmmaterial der Familie Tugendhat die von Brömmel aus derselben Perspektive aufgenommenen Raum- und Architekturmotive überlagern.
Aus der wohl bekanntesten Serie von Dirk Brömmel „kopfüber“, in der er Schiffe von Brücken aus Stück für Stück abfotografierte als diese hindurchfuhren und diese Einzelaufnahmen dann digital zu einem Bild zusammensetzte, gibt es ebenfalls neue Werke: ein Lastschiff, das ein U-Boot transportiert, eine überarbeitete Version des bekannten Schrottschiffs und „Schwimmende Märkte“, wie zuvor mit unterschiedlichen Ladungen und Farbhintergründen. Die Bilder funktionieren durch die perspektivlosen Aufrisse der Oberflächen, die vor allem bei den länglichen Rheinschiffen eine leicht irritierende Realität entwickeln.
Erstmals zu sehen ist hier die Serie „U-Bahn Bonn“, ebenfalls Aufrisse lang gestreckter U-Bahnstationen, die aus den Jahren um 1975 gebaut wurden und entsprechend durch die Ästhetik dieser Zeit geprägt sind. Stück für Stück tastet sich der Blick an gekachelten Wänden, Sitzbänken, Plakatkästen, -säulen und Mülleimern entlang, die in ihrer gesamten Länge widergegeben wie schmale Bänder wirken. Nur ganz vereinzelt bevölkern auf diesen Bildern Fahrgäste diese Tunnels. Es ist die 7. Einzelausstellung des Künstlers, der hier im Jahr 2008 erstmals zu sehen war.
