RANSOME STANLEY
COLLECTING – SELECTING
Eröffnung am Sonntag, den 2. April 2023 bis 27. Mai 2023
Werke
Musikperformance mit Mehira Cruz am 11. Mai 2023
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Ein farbiger Mann mit Schwan-Maske, der in weißem geschürzten Gewand und weißen Kniestrümpfen im Dreiviertelprofil in einem nicht näher definierten Raum sitzt, ein roter Paradiesvogel, der mit gespreizten Federn auf einem weißen runden Tisch voller pflanzenähnlicher Porzellangefäße und Vogelnippes landet, drei wissend blickende Affen, die zwischen Porzellangefäßen und exotischen Vögeln sitzen: das sind die neuen Werke des in München lebenden Künstlers Ransome Stanley, die uns wieder in eine faszinierende Welt entführen, wie wir sie von ihm kennen, voller Anspielungen auf sich und seine Geschichte: als Sohn eines nigerianischen Journalisten in London geboren, aufgewachsen in Grenzach bei Basel bei seiner Familie mütterlicherseits ohne Kontakte zur Heimat seines Vaters, war ihm seine Andersartigkeit stets präsent.
Entsprechend zieht sich das Thema des Fremden, aus Sicht des Europäers Exotischen, wie ein roter Faden durch sein gesamtes Werk. Ausgangspunkt seiner Werke wurde seine Sammlung von Bildern und Geschichten über Afrika, die er zusammentrug, weil ihm dieser Kontinent aus eigener Anschauung lange unbekannt war. Es ging ihm dabei nicht nur um Themen wie Bilder von Elefanten, Zebras und Sträußen, die er im Übrigen seinen Protagonisten gerne auf den Kopf setzte, inspiriert durch die hierzulande unübliche Form des Lastentragens. Auch die besondere Farbigkeit der Hintergründe und das Licht in seinen Gemälden und Zeichnungen fällt auf. In den jüngeren Arbeiten tritt immer mehr die Objekthaftigkeit und damit Künstlichkeit von Sujets wie Affen und Vögel als Nippes, Blumen als Vasen, Spielzeuge etc in den Vordergrund, als würde die Sammlung aus Objekten und Fotografien selbst immer wichtiger für ihn. Ältere Themenschwerpunkte, wie „Räume“, „Fragilität“ (des Menschen), „Studio“ (als Raum der Abgeschiedenheit und Kreativität) diversifizieren sich. Die Sammlung von Bildern und Bildausschnitten aus alten Zeitschriften und Magazinen verschob sich zu Funden aus Bildrecherchen aus dem Internet, was sich auch formal auf kleinere und quadratische Formate auswirkte.
Die Ausstellung stellt erstmals den Künstler als Sammler in den Vordergrund und die künstlerische Auswertung bzw Überformung der visuellen Reize, die er gesammelt hat. Sie gibt einen Eindruck von der Vielfältigkeit und Faszination am Sammeln: Da ist der Batman als Wasserspritzpistole wie auch eine Rückenansicht einer Frau in einem grünen, voluminösen, gefältelten, edlen Cape aus einer anderen Zeit, da schaut eine chinesische Porzellanfigur über die Schulter eines jungen Schwarzafrikaners oder die ebenso den Gegensatz China/Afrika aufgreifende Leinwand eines Close up auf die Rückseite schlanker schwarzer Beine mit rauen Fußsohlen neben einer chinesischen Vase mit sich windendem Drachen oder einfach: ein Sapeur, der mit ausgebreiteten Armen seinen europäischen mintfarbenen hellen Anzug mit rosa Krawatte zu präsentieren scheint.
Die Sammlung verweist nicht nur auf die Vielfältigkeit, sondern auch auf die Vieldeutigkeit und Hintergründigkeit der Werke des Künstlers. Sie sind eine Welt voller kultureller Anspielungen, faszinierende Welten von Kontrasten und Wechselspielen wie künstlich und natürlich, schwarz und weiß, farbig und anders farbig. Sie hinterfragen ethnische Themen genauso wie sie auf die bedrohte Natur und Artenverlust hinweisen. Sie kreisen immer wieder um sein Selbstverständnis als Künstler, etwa indem er die Metapher des Künstlers als Affe im Hinblick auf die Intensität der Blicke der Tiere in „Bankett II“ aufzurufen scheint, und es werden Verheißungen hinterfragt, wie bei der Gegenüberstellung der Rückenfigur eines jungen Afrikaners mit einem Smiling Buddha. Am Abgründigsten wirkt das großformatige Doppelporträt von Eko und Iko, nach einer Fotografie von 1922. Es handelt sich um zwei afrikanische Albinos, die als Kinder entführt und im Zirkus als Kannibalen aus Ecuador oder als Botschafter vom Mars vorgeführt wurden. Ein schicksalhaftes Zusammentreffen mit ihnen sah Ransome Stanley darin, dass er zufällig genau hundert Jahre später als die datierte Fotografie das Porträt der beiden im September 2022 gemalt hat.
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A colored man with a swan mask, sitting in a three-quarter profile in a white aproned robe and white knee-high socks in an unspecified room, a red bird of paradise landing with spread feathers on a white round table full of plant-like porcelain vessels and bird knick-knacks, three monkeys looking knowingly , sitting between porcelain vessels and exotic birds: these are the new works by the Munich-based artist Ransome Stanley, which take us back to a fascinating world as we know it from him, full of allusions to himself and his story: born as the son of a Nigerian journalist in London, growing up in Grenzach near Basel with his family on his mother’s side without any contact to his father’s homeland, he was always aware of his otherness.
Accordingly, the theme of the foreign, exotic from the point of view of the European, runs like a red thread through his entire work. The starting point for his works was his collection of pictures and stories about Africa, which he put together because he had not seen this continent for a long time. He was not only concerned with themes such as images of elephants, zebras and ostriches, which he also liked to put on his protagonist’s head, inspired by the unusual way of carrying loads in this country. The special colors of the backgrounds and the light in his paintings and drawings are also striking. In his more recent works, the object nature and thus the artificiality of subjects such as monkeys and birds as knick-knacks, flowers as vases, toys, etc. come to the fore, as if the collection of objects and photographs themselves were becoming more and more important to him. Older thematic focuses, such as „spaces“, „fragility“ (of people), „studio“ (as a space of seclusion and creativity) diversify. The collection of images and image excerpts from old newspapers and magazines shifted to finds from image research on the Internet, which also had a formal impact on smaller and square formats.
For the first time, the exhibition places the artist as collector in the foreground and the artistic evaluation or transformation of the visual stimuli that he has collected. It gives an impression of the diversity and fascination of collecting: there is the Batman as a water spray gun as well as a back view of a woman in a green, voluminous, pleated, noble cape from another time, there is a Chinese porcelain figure looking over the shoulder of a young black African or the canvas, which also takes up the China/Africa contrast, of a close-up on the back of slender black legs with rough soles next to a Chinese vase with a squirming dragon, or simply: a sapeur presenting his European mint-colored light suit with a pink tie with outstretched arms appears. The collection points not only to the diversity, but also to the ambiguity and enigmatic nature of the artist’s works. They are a world full of cultural references, fascinating worlds of contrasts and interplay like artificial and natural, black and white, colored and differently colored. They question ethnic issues as well as pointing out endangered nature and species loss. They repeatedly revolve around his self-image as an artist, for example by seeming to invoke the metaphor of the artist as an ape with regard to the intensity of the animals‘ gazes in „Banquet II“, and promises are questioned, as in the juxtaposition of the back figure of a boy Africans with a Smiling Buddha. The most abysmal is the large-format double portrait of Eko and Iko, based on a photograph from 1922. They are two African albinos who were kidnapped as children and presented in the circus as cannibals from Ecuador or as ambassadors from Mars. Ransome Stanley saw a fateful encounter with them in the fact that he happened to paint the portrait of the two in September 2022 exactly one hundred years later than the dated photograph.