Drei Gedankengänge über Form
Marco Eberle, Claudia Hoffmann, Shahram Shahmiri
Vernissage: Freitag, 24. Juni 2011 – 31. August 2011
Ausstellungsdauer 24. Juni bis 31. August 2011
Marco Eberle (geb. 1968; lebt und arbeitet bei Bern) nimmt „Holzdruck“ in seiner „Brennholzserie“ wörtlich, indem er die Struktur der Oberfläche nur durch seine eigene Körperkraft (ohne Presse) ausführt. Die Einfachheit dieser Drucktechnik über seine Körperkraft, wie auch die Reduktion des Stilmittels auf das Wesentliche in einem Holzdruck/schnitt stehen in einem Dialog mit dem einfachen, mitunter existentiellen Bedürfnis nach Wärme/Feuer und der Handlung des Holzspalten, Holzschichten und Einfeuern. Die ca. 75 Blätter tragen einen individuellen Titel, den des jeweiligen Brennwertes (Kilowattstunden). Marco Eberle ergänzt den Druck wie bei einer Faltanleitung eines Bastelbogens mit einer feinen Graphitzeichnung von Klebefalzen. Durch die Möglichkeit des Ausschneidens und Faltens zu einem dreidimensionalen Papierbrett, schliesst sich der Handlungskreis: aus Brennholz wird Asche und der Originalholzdruck zu einem Papierbrett. Die Arbeit spiegelt eine alltägliche Facette des Seins Marco Eberles in den Wintermonaten wider, die Bretter eine „Auswahl“ seines persönlichen Feuerholzes.
Claudia Hoffmann (geb. 1956; lebt und arbeitet in Hamburg) geht in ihren Papierarbeiten von Eindrücken in der Natur aus: das Schattenspiel unter Linden, das Flackern von Sternen am Firmament. Sie konzentriert sich auf die diesen Naturschauspielen zugrundeliegenden Ordnungsstrukturen: bei den Lindenblättern das Flirren ovaler Formen, bei den „Guides“, den Sternenbildern, die Überlagerungen und Anhäufungen von Strahlen. Solche Elemente und besondere, spannungsreiche Gruppierungen löst sie aus dem Gesamtbild heraus und komponiert abstrakte Bilder. Dabei schneidet sie manchmal die Flächen auf und führt so wieder eine dritte Dimension ein, manchmal ist der Hintergrund glatt und unbestimmt, dann wieder lässt sie ihn in stürzende und sich faltende Ebenen kippen. Eine reduzierte Farbgebung der geometrischen Formen inszeniert zusätzliche Empfindungen von Wärme, Licht oder unendlicher Weite. Claudia Hoffmann, die Bildhauerin ist und als solche denkt, versteht sich als Konstrukteurin von Bildern, die keine Geschichten erzählen wollen, sondern nur Form haben.
Shahram Shahmiri (geb. 1947; lebt und arbeitet in Hamburg) interessiert sich für die An- und Abwesenheit der Dinge, für Schatten, für die Form der Zeit, die in all seinen Arbeiten – Objekte, Kurzfilmen und Fotografien, brüchig erscheint. So formvollendet die Dinge in seinen Arbeiten daherkommen, lustvoll auf Flohmärkten fotografiert und in neue bunte surreale Szenarien zusammengeschnitten, oder wie in der Fotografie der 20er Jahre, allein die Wirkung dramatischer Lichtregie verarbeitend, es ist die Ansicht eines Fremdgebliebenen auf Bekanntes, von jemandem, der spät nach Europa kam.