Eröffnung: Donnerstag 22. Mai 2002, 19-21 Uhr
Dauer der Ausstellung: 23. Mai 2002 bis 26. Juni 2002
Viermal „Zeichnungen“ zeigt Arbeiten von Holger Dammit, Bea Emsbach, Caro Suerkemper und Cony Theis. Bei allen vier Künstlern steht die Zeichnung im Mittelpunkt ihrer Arbeit, bei allen Vieren auch das Figurative.
Holger Dammit greift im ersten seiner beiden ausgestellten Serien (Mischtechnik auf Papier) das Thema emotionaler Bande am Beispiel einer Symbol-Figur auf, im zweiten erotische Sujets. Das Zeichnen nimmt bei ihm zuweilen performative Züge an, wie in dem innerhalb von neun Monaten erstellten Projekt „2000 Tiere auf Papier“. Auch daraus resultiert bei ihm der schnelle skizzenhafte Strich, eine leuchtende Farbigkeit und eine häufig schalkhafte Zuspitzung von Charakteren und Situationen.
Ebenfalls größere zusammenhängende Themenkomplexe behandelt Bea Emsbach. In ihrer noch nicht abgeschlossenen Folge „Beutezüge im Bodensatz der Wissenschaften“ geht es um Innenwelten und Aufnahmeprozesse des Menschen, für die auch die blutrote Tinte steht, mit der sie zeichnet. Es begegnen durch feine Vernetzungen der Wirklichkeit enthobene Elfen, ebenso Mutanten, durch Gentechnik veränderte menschliche Spezies oder an medizinischen Apparaturen hängenden Geschöpfe – stets in klassischer Schönheit. Ihre Bilder evozieren Wissenschaftlichkeit und schaffen Bezüge zwischen gegenwärtigen Bildquellen aus den Naturwissenschaften, der Psychologie, Science Fiction und kulturhistorisch überliefertem Bildmaterial wie der Alchimie.
Die Gouachen von Caro Suerkemper gehen dagegen direkt auf fotografisches Bildmaterial zurück, das sie verändert, szenisch ergänzt, psychologisch zuspitzt. Ihr Stil ist illustrativ. Ihre lichtdurchfluteten, meist kleinstformatigen Arbeiten verbinden auf eigenartige Weise eine fast heitere Atmosphäre mit tiefsten inneren Abgründen. Häufig wiederkehrende Motive sind Bondagen, Trachten und Nekrophilie. In ?Abgehängt? nimmt ein Wärter in Schürze einen Erhängten vom Hacken und blickt, gleichermassen ertappt wie horrifiziert, dem Zuschauer entgegen. In „Klein Marylin“ verneigt sich eine Tänzerin in weissem Tüll – in den Händen einen Dolch. Es geht immer um ein inneres Abtasten von Gefühlszuständen und Befindlichkeiten wie Ignoranz und Verlassenheit, häufig bei Gewalt und Mord.
Cony Theis stellt ihre 31-teilige Arbeit Carolyne VI vor. Es handelt sich um das Dezember-Porträt aus der Serie Carolyne. Das Porträt löst sich auf in einzeln wahrnehmbare Bestandteile mit Objektcharakter. Auf den gerahmten Leinwänden, die mit Folie umwickelt sind, führt die Künstlerin mit dem Modell einen Dialog, in dem sich Text und Bild vielschichtig kreuzen. Ein gezeichnetes Tagebuch auf der Haut der Künstlerin ist die Mitte letzten Jahres begonnene Werkserie „C.T.“. Sie umfasst mittlerweile 389 Color-Prints der täglich entstehenden, ephemeren Kunstwerke.
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The exhibition shows four positions of „drawing“ with works by Holger Dammit, Bea Emsbach, Caro Suerkemper and Cony Theis. For all four artists the drawing is the focus of their work, for all four also the figurative. In the first of his two exhibited series (mixed media on paper), Holger Dammit takes up the subject of emotional ties using the example of a symbol figure, in the second erotic subject. In his work, drawing sometimes takes on performative traits, as in the project „2000 Animals on Paper“, which he created over a period of nine months. This also results in his quick, sketchy lines, bright colors and an often mischievous accentuation of characters and situations. Bea Emsbach also deals with larger, coherent complexes of topics. Her not yet finished episode „Forays in the dregs of the sciences“ deals with inner worlds and processes of human absorption, which are also represented by the blood-red ink with which she draws. Elves and mutants who have been removed from reality through fine interconnections, human species modified by genetic engineering or creatures attached to medical equipment – always in classic beauty. Her pictures evoke a scientific approach and create relationships between current image sources from the natural sciences, psychology, science fiction and cultural-historical image material such as alchemy. Caro Suerkemper’s gouaches, on the other hand, go directly back to photographic material that she changes, complements the scene, and intensifies psychologically. Your style is illustrative. Her light-flooded, mostly small-format works combine an almost cheerful atmosphere with the deepest inner abysses in a strange way. Frequently recurring motifs are bondages, traditional costumes and necrophilia. In? Suspended? a guard in an apron takes a hanged man off his heel and looks, both caught and horrified, at the spectator. In „Little Marylin“ a dancer in white tulle bows – a dagger in her hands. It’s always about an inner sensing of emotional states and sensitivities such as ignorance and abandonment, often in the case of violence and murder. Cony Theis presents her 31-part work Carolyne VI. It’s the December portrait from the Carolyne series. The portrait dissolves into individually perceptible components with the character of an object. On the framed canvases, which are wrapped in foil, the artist conducts a dialogue with the model in which text and image intersect in many layers. The series of works „C.T.“, which began in the middle of last year, is a drawn diary on the artist’s skin. It now includes 389 color prints of the ephemeral works of art that are created every day.