„Über Antennen, Bäume und Schiffe. Eine Retrospektive“
Dirk Brömmel
Eröffnung am Freitag, den 22. März 2013, 18 Uhr
Dauer der Ausstellung: 23. März bis 16. Mai
Gemeinschaftseröffnung der Kontorhausviertel-Galerien
Künstlergespräch Samstag 23. Mai, 17 Uhr
[scroll down for english version]In der ersten Einzelausstellung in diesem Jahr zeigen wir eine Werksübersicht zu Dirk Brömmel. Zu sehen sind neueste Arbeiten („Lokomotiv“: ein Zug von ausrangierten Lokomotiven in Shanghai) und („SM“: schwimmende Märkte in Kambodscha) sowie ältere fotografische Serien, die noch nicht in der Galerie ausgestellt waren („Impuls“; „Venedig“). Zudem zeigen wir Werke aus weiteren Serien, darunter aus jenen beiden Werkkomplexen, die Dirk Brömmel vor rund 10 Jahren zum Durchbruch verhalfen: „kopfüber“ und die „Villa Tugendhat“.
Was Dirk Brömmel seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn interessierte, ist „die Widerständigkeit der Form gegen ihre Bestimmung“ (D. Roeschmann, Dirk Brömmel, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, S. 3). Hierfür stehen bereits die Antennen (Serie „Impuls“), die 2001 in Nordfrankreich während eines Studienaufenthaltes in Abbaye du Gard entstanden. Indem er Ausschnitte von den in die Luft ragenden Linien Antennendrähte und -stangen aufnahm und diese vor weißem Hintergrund reproduzierte, zeigt Brömmel sie als eigenwillige, in den Himmel implantierte Zeichnungen, die ein erstaunliches Eigenleben entwickeln.
In der Serie „Venedig“ nahm er die Hausfassaden ganzer Straßenzüge in extremer Untersicht auf und baute sie zu bizarren Stadtlandschaften zusammen. Fotografieren bedeutet für Dirk Brömmel, die Dinge in ihrem Verschwinden festzuhalten, die Bewegung der Zeit sichtbar zu machen, indem er das zeigt, was sie mit sich nimmt und verändert. Weniger durch die gewählten Ausschnitte als durch ein besonderes „Sandwich“-Verfahren, erreicht er dies in der Serie der „Villa Tugendhat“, in der er Aufnahmen des Familienalbums der Tugendhats mit eigenen Aufnahmen aus der Villa überlagerte. Auf diese Weise bekommt die persönliche Geschichte der architekturhistorisch berühmten und politisch bedeutungsträchtigen Villa in den Fotografien lebendige Gegenwart mit teils überraschend malerischen Effekten. Um Sichtbarmachung von Geschichte geht es auch in seiner Baum-Serie, in der er die Oberfläche des Stammes Stück für Stück abfotografiert und dann zu einem Camouflage-ähnlichen Teppich in riesigem Format zusammenfügt. Die „MIG“s entdeckte er auf Plätzen in der chinesischen Hafenstadt Ningbo, wo sie als Denkmäler aufgestellt waren. Brömmel bildet sie vor unbestimmten Horizonten ab und lässt ihre Umrisse, ihre teils abgenutzten Formen und ihre metallische Materialität als seltsam insektenhafte „Lebewesen“ erscheinen.
Zum Markenzeichen von Dirk Brömmel wurde aber seine „kopfüber“-Serie, die einst aus einem Wettbewerb entstand, die den Rhein als verbindendes Glied der beiden rivalisierenden Städte Mainz und Wiesbaden zum Gegenstand hatte. Dirk Brömmel stellte sich auf eine Rheinbrücke und fotografierte „kopfüber“ die unter der Brücke vorbeifahrenden Schiffe ganz nah an deren Oberfläche. Am Computer montierte er die zahlreichen Aufnahmen zu jeweils einer idealen Aufsicht, stellte sie vor neu gewähltem farbigen Hintergrund und verlieh den Schiffen so eine überzeitliche, stillebenhafte Wirkung. Neben Lastkähnen und Touristenschiffen auf dem Rhein, fotografierte er auf dieselbe Weise Gondeln in Venedig, von einer Brücke in Bergen, Norwegen, die Ozeanriesen Queen Elizabeth und Queen Mary, zuletzt die seit Herbst erschienen „Schwimmenden Märkte“ in Kambodscha.
Wir würden uns freuen, Sie zur Eröffnung der Ausstellung begrüßen zu dürfen. Zudem findet ein Künstlergespräch mit Dirk Brömmel am Samstag, den 23. März um 17 Uhr in der Galerie statt.
Die Vernissage findet im Rahmen der Gemeinschaftseröffnung der Galerien im Kontorhausviertel statt. Die Galerien werden auch am Samstag und Sonntag jeweils von 13 bis 18 Uhr geöffnet sein. Siehe www.galerienimkontorhausviertel.de
“Antennas, Trees, and Boats. Photography. An Overview“
Dirk Brömmel
Opening reception: Friday, March 22, 2013: 6 p.m.—10 p.m.
Duration of the exhibition until May 16, 2013.
Artist Talk: Saturday, May 23, 2013: 5 p.m.
(registration requested)
In our first solo exhibition of the year, we will present an overview of Dirk Brömmel’s latest works, among these Lokomotiv (a train consisting of discarded locomotives in Shanghai) and SM (floating markets in Cambodia) as well as earlier photographic series, which have not yet been exhibited in the gallery (Impulse; Venice). In addition to these, we will be displaying works from other series, including the two work complexes, which triggered Dirk Brömmel’s renown as an artist ten years ago: kopfüber (headfirst) and Villa Tugendhat.
From the beginning of his career, Dirk Brömmel has been interested in ‘the resistance of the form against its purpose’ (cf. D. Roeschmann, Dirk Brömmel, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, p. 3). Already the antennas depicted in the series Impulse, created by the artist in 2001 in Northern France during a study visit in Abbaye du Gard, are characteristic of this. By photographing and then reproducing sections of the linear wires and rods of antennas jutting into the air on a white background, Brömmel represents these as graphic structures that have been implanted into the sky and develop a remarkable life of their own.
In the series Venice, he in turn photographed the house facades of entire streets in an extreme low-angle shot and assembled these into bizarre cityscapes. For Dirk Brömmel taking photographs means capturing phenomena in a state of dissolution and making time visible by showing what is removed and transformed by it. In the series Villa Tugendhat, where he has superimposed his photographs of the villa upon images found in the Tugendhat’s family album, he accomplishes this more through his special ‘sandwich’ procedure than through the choice of particular details. In this manner, in Dirk Brömmel’s works containing surprising painterly effects the personal history of the villa, both famous in the context of architectural history and for its political significance, becomes vitally acute. The visualization of history is also a central aspect in the artist’s tree series, for which he photographed the surface of a tree trunk piece by piece before conjoining the segments, creating a camouflage-like carpet in a gigantic format. Brömmel renders the MIG’s, which he discovered on public squares in the Chinese harbor city of Ningbo, where they were installed as monuments, before indeterminate horizons, thus letting their contours, time-worn shapes, and metallic materiality appear like those of living insects.
Yet kopfüber, which was created in the context of a prize competition that revolved around the river Rhine as an interconnection between the two rivaling cities of Mainz and Wiesbaden, has become the artist’s trademark series. In this case, Dirk Brömmel positioned himself on a Rhine bridge, photographing the boats passing under the bridge ‘headfirst’ and in very close proximity to their top surfaces. At the computer, he conflated the large host of gathered images, creating from the individual montages ideal high-angle shots that were placed before a new, colored background, thus lending the pictures an extra-temporal effect reminiscent of still life compositions. Apart from barges and tourist boats on the Rhine, Brömmel photographed gondolas in Venice as well as the ocean liners Queen Elizabeth and Queen Mary from a bridge in Bergen, Norway, and most recently, since autumn 2012, he has been capturing the floating markets in Cambodia in the same fashion.
We warmly welcome you to join the opening of the exhibition. An Artist Talk with Dirk Brömmel will take place in the gallery on Saturday, March 23, at 5 p.m.
The vernissage is part of the collective opening receptions organized by the galleries of the Hamburg Kontorhaus Quarter on Friday, March 22, 2013. The participating galleries will offer extended hours on Saturday, March 23, and Sunday, March 24, 2013: 1p.m.—6 p.m.
For further information, see: www.galerienimkontorhausviertel.de