„…mir bekannte Frauen. Eine männliche Perspektive“
Peter Wehr
Malerei/Zeichnung
Vernissage: 30. Oktober
Dauer der Ausstellung bis 3. Dezember 2017
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Als Bilder der „Zwänge, der Verkrampfungen, der Ängste, der Bedrohungen“ hat Uwe M. Schneede die Arbeiten von Peter Wehr beschrieben. Und tatsächlich ist man versucht, den Künstler auch mit Blick auf seine neuesten Werke als einen Meister solcher Bildentwürfe zu bezeichnen.
Die von Schneede beschriebenen Werkgruppen zeigen männliche Akte, die teils vor hellem Blatthintergrund teils in bergiger Gegend agierten. In den neuesten Arbeiten handelt es sich um Frauenakte im Halbfigurenporträt vor farbigem Hintergrund. Wieder findet man das gestrichelte schwarze Inkarnat, aber mit stärker betonten Umrisslinien sowohl der Gestalt als auch von Körperteilen. Weitere Kolorierungen mit Rot und Weiß verdichten den Eindruck, dass hier das Innere und Äußere gleichsam sichtbar ist, dass das emotionale Geflecht wichtiger wird, als die tatsächliche Erscheinung. Es sind charismatische Frauen, mit ausdrucksvollen großen Augen, die in einer Mischtechnik u. a. mit Ölstiften und Pastell auf Leinwand gemalt sind, die Hände knochig, manchmal gichtig und abgearbeitet, die Haut sonnenverbrannt, die Zähne zwischen Lächeln und Grimassieren.
Der Ausstellungstitel „Mir bekannte Frauen“ weist auf einen autobiographischen Hintergrund hin. Dabei betont der Zusatz „Eine männliche Perspektive“, dass hier anders als bei den Männergestalten, bei denen persönliche Erlebnisse ebenfalls eine maßgebliche Rolle spielten, der Ausgangspunkt der eines Außenstehenden ist, er betont den Blick auf das andere Geschlecht und meint damit grundsätzliche Überlegungen über Frauen. Es geht um die Mutter, die Schwester der Mutter, die Großmutter und andere Frauen. Dabei wurde nicht Porträthaftigkeit zum Thema, sondern Typisches. Der Künstler blickt auf Rudimentäreres. Und so ähneln sich im Wesen alle diese Frauen auf die eine oder andere Weise. Worte und Halbsätze verlebendigen die Dargestellten. „Wozu Ohrringe?“ wenn das Charisma und die Kraft der Dargestellten solchen Schmuck nicht nötig hat. „Kinder? Zuerst!“, auch wenn sie damals die Kraft so offensichtlich raubten. Es sind flüchtige Worte und Sätze, die die Sicht des Künstlers auf das Schicksal Frau zu sein, widerspiegeln, damals, in der Zeit seiner Jugend, wie heute. Die vorgeführte Perspektive ist nicht von Klischees über weibliche Schönheit geprägt und handelt von keinen männlichen Fantasien. Sie zeigt sich schonungslos und beleuchtet doch ungewöhnlich einfühlsam Frauen, die – wie Peter Wehr zurückhaltend formuliert, ihm bekannt sind.
Den Frauenakten stehen Gemälde von Landschaften gegenüber. Es sind die dunklen, kahlen, steinigen Gebirgszüge und Felder von Fuerteventura, die das Ergebnis von einstigem Raubbau sind und in besonderen Lichtstimmungen dargestellt sind. Die Werke sind in den 90er Jahren in Fuerteventura entstanden, der ehemaligen Kornkammer der Kanaren, wo Peter Wehr die Hälfte des Jahres verbringt. Schon hier spielten Worte und Satzfetzen eine Rolle, die die Malerei in Schwingungen versetzt: „der Wind, der singt“ „nach der Hitze des Tages, Wind aus dem Norden“, „alles ohne Regen“. Peter Wehr erspürt die Schönheiten dieser Landschaften in Wort und Bild und versucht eine veränderte Bewusstseinslage der Wahrnehmung von Natur sichtbar zu machen.
Peter Wehr, geb. 1934 in Lübeck, studierte an der HfbK in Hamburg und der Akademie für bildende Künste in Stuttgart. 1969 bis 1994 Professur für Gestaltung an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Lebt und arbeitet als Grafiker und freier Künstler in Hamburg und Fuerteventura. Ausstellungen ausschließlich in öffentlichen Häusern, u.a. (2014) „Fabrik der Künste“, (2010) Casa de los Coroneles, La Oliva, Fuerteventura, (2005) Hamburger Kunsthalle, (2003) El Cotillo, Fuerteventura, u.a.
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PETER WEHR
“…women known to me. A male perspective”
Painting / Drawing
Opening Reception October 30th, 7-9pm
Duration till December 3th
Uwe M. Schneede has described the works of Peter Wehr as images of “compulsions, tensions, anxieties, (and) threats.” And in fact when viewing the artist’s latest works one is tempted to characterise him as a master of such imagery. Schneede was referring to works portraying male nudes, set actively against a background of bright foliage or in the mountains. But the artist’s newest works display half-length female nudes set against coloured backgrounds. Again we see sketched out incarnate parts, but ones with more starkly defined outlines. Further coloration in red and white lend the impression that both the interior and the exterior being are exposed, that the weave of emotions is more important than actual appearances.
These are charismatic women, whose large, expressive eyes are painted in mixed techniques of e.g. pigment sticks and pastels on canvas. Their hands are boney, worn down and arthritic, their skin, suntanned. Mouths expressing something between a smile and a grimace, show teeth. The title “women known to me” indicates the autobiographical inflection. Whereby, in emphasising the “male perspective” the artist tells us that here unlike his renditions of male figures that rest on personal experience, he has assumed the position of outside observer who focuses on a more fundamental consideration of the ‘other’ sex.
In this it’s all about the mother, the sisters of the mother, the grandmothers, and other women. These he typifies more than portrays while concentrating on the rudimentary. And so in some ways each female resembles the other. Words and phrases animate these beings. “What for, the earrings?” when the charm and power of the represented obviates their need. “Children? First thing!” even if it then costs them so much energy. These fleeting words are ones that the artist sees closely bound to a woman’s fate. The assumed points of view are not predetermined by cliches about feminine beauty or by male fantasies. If unsparing the representations illuminate unusually empathetic women, who — in the artist’s reserved formulation — are known to him.
The female nudes stand opposite landscape paintings. With special lighting effects the landscapes recount the results of ruthless exploitation in the dark, barren, rocky mountain ranges and karstic fields of Fuerteventura. Peter Wehr spends half of the year in that former granary of the Canary Islands, where he created these works in the 1990s. Already the he was employing shredded sentences to enliven and elaborate: “the wind, it sings” “after the heat of the day, wind from the North”, “everything without rain.” In word and image Wehr senses the beautiful aspects of this landscape and attempts to visualise his changed level of consciousness in the perception of nature.
Born 1934 in Lübeck, Peter Wehr studied at the Academy (University) of Fine Arts in Hamburg and Academy of the Arts in Stuttgart. From 1969 to 1994 he was professor for composition and design at the University of Applied Sciences in Hamburg. He lives and works in Hamburg and Fuerteventura. He has exhibited exclusively in public institutions including: (2010“Fabrik der Künste”, (2010) Casa de los Coroneles, La Oliva, Fuerteventura, (2005) Hamburger Kunsthalle, (2003) El Cotillo, Fuerteventura.