2005 „Schau der Meisterklassen III“ – Meisterschüler der École Nationale Supérieure Des Beaux Arts, Paris

Mit Isabelle Ferreira, Thu Van Tran, Perrine Mornay, Francois Fleury, Cédric Sartore, Awatef Chengal, Simon Boudvin, Julien Roux, Pascale Consigny, Jonathan Loppin

Vernissage: 7. Februar 2005
Dauer der Ausstellung: 8. Februar bis 28. Februar 2005

gefördert vom französischen Generalkonsulat Hamburg / Institut Francais Hamburg und der ENSBA Paris

 

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Félicités…  war der Titel der Ausstellung am Quai Malaquais, Paris, 11. Mai bis 4. Juli 2004 mit 20 Künstlern, von denen wir nun die Hälfte nach Hamburg eingeladen haben. Félicités… vereinigte an der ENSBA diejenigen Künstler, die eine Auszeichnung für ihre Abschlussarbeit bekommen haben.

Bei all den in der dritten Schau der Meisterklassen ausgestellten Künstlern zeichnet sich eine besondere Weltoffenheit ab, eine Auseinandersetzung mit Territorien und Wahrnehmungsformen, mit einer Vielfalt von Ausdrucksmöglichkeiten, die sie verwenden und begrenzen: Malerei, Fotografie, Video, Skulptur, Installation, Performance, Musik… Die Arbeiten der Künstler lassen sich nicht auf ein einziges Medium einengen, da sie sich oft erst im Übergang vom einen zum anderen entwickeln. Sich nicht auf das Bild zu beschränken, sondern auf seine Ursprünge und Umstände zurückzugehen, waren der Leitfaden für die Konzeption der Ausstellung, Vorschläge der Künstler offen zu lassen und sie nicht auf irgendeine Strömung festzulegen.

In einen Zustand eines luftleeren Raumes versetzt Isabelle Ferreira, der ihr in ihren Videos erlaubt, eine innere und intime Musik zu erfassen: sie entwickeln sich als ein langer und erschöpfender Marsch hin zur Auflösung des Bildes und führen uns zur Malerei und deren Unsicherheiten zurück.

Verschwommenheit in fotografierten Bildern und Videos bei Thu Van Tran, durch die sie versucht, das Flimmern von Territorien und deren Auflösung festzuhalten; sie übersetzt eine Welt, so zum Beispiel eine zerbrochene, sich auflösende Manege, die sie in ihrem verrückten Verlauf, im verborgenen Licht eines Brandes erfasst.

Fliessende Inseln der Erinnerung bei Perrine Mornay in ihren Performances und Fotografien, die ebenso stumme Rituale wie Blicke des Blinden sind, um heikle Gleichgewichte zu überprüfen.

Fotografien aus Rumänien und Afghanistan oder anderswo von François Fleury, der nicht die von Konflikt- oder Notsituationen geprägten Regionen „dokumentarisiert“, sondern Synthesen von prospektiven und perspektiven Horizonten in der Wandelbarkeit des Sichtbaren der Landschaften und Wesen herstellt.

Ein anderer Reisender ist Cédric Sartore, der die Oberfläche der Welt in Zeichen einer menschenleeren Landschaft festhält, mit seinem Objektiv entwirft er unter dem gleissenden Licht ihre Undurchdringlichkeit und ihre Transparenz.

Nicht sichtbare Landschaften in den Fotografien von Awatef Chengal, die sie in Tunesien aufgenommen hat; solche, die sich durch die Gestalt von Frauen und Männern (oft in Rückenansicht und privater Atmosphäre fotografiert) tragen, aber auch solche, die sich aus Gegenständen zusammensetzen, die sich in den Spuren des Exils wiederfinden, Gegenstände der Emigration hier in Frankreich.

Zeichen einer unmöglichen Suche durchgeführt durch Simon Boudvin mit seinen Fotomontagen. Er verstreut Fragmente utopischer oder unpassender Architektur in urbanen Landschaften oder auf dem Land. Er gibt ihnen ein neues Aussehen und führt uns zum Wesen selbst der Dinge, auf ihre empfindliche Erscheinung zurück und widerspricht dabei jedem Funktionalismus.

Zerstückelung und Anhäufung der Zeichnungen bei Julien Roux, in denen er ebenso flüchtige Erfahrungen des Blickes festhält, die sich lesen wie eine Grammatik des Dringlichen und des Nicht-fassbaren; das gleiche gilt für sein Video mit den Schlafenden, die in einer Métro in Seoul aufgenommen wurden, wo die Synkope des Tons und seiner Schrillheit die Zerbrechlichkeit und Ausmaß des menschlichen Gesichtes offenbart.

Eine Serie von gemalten Landschaften an der Grenze zur Auflösung von Pascale Consigny, sie besetzt den Ort selbst der Malerei und seinem Verschwinden aus jeglicher linearer Chronologie, aus jeglicher Hierarchie des Themas und des Aufstiegs, wo die Romantik einer Landschaft mit seiner Erzählung sich mit Kinderspielsachen mischt.

Deckmantel der Malerei für die Installationen von Jonathan Loppin; in der industriellen Banalität der Objekte, die er benutzt oder die er schafft, erlaubt er als Gegenstück zum Design andere Wahrnehmungen und einen empfindsamen Kontakt mit Stühlen, Tischböcken, Tischen etc, der aus Fremdheit besteht, sogar aus Gefahr.

Die Reihe „Schau der Meisterklassen“ ist eine auf den Standort auf der „Kunstmeile“ hin konzipierte, alle zwei Jahre sich fortsetzende Ausstellungsfolge, die sich über weitere Flächen des Galeriehauses erstreckt.

Die Idee war, in regelmäßig wiederkehrenden Schauen hier in Hamburg Einblick in die Ziele auswärtiger Kunsthochschulen zu geben und in die Kunst und Interessen einer jüngsten, auswärtigen Künstlergeneration, die die Möglichkeit einer hochqualifizierten Ausbildung bekommen haben und nun auf der Schwelle zum Kunstmarkt stehen. Die Reihe unterstreicht den gesellschaftlichen Auftrag einer Galerie bzw. eines Galeriehauses, der im Unterschied zu den auf der Kunstmeile befindlichen Nachbarhäuser im „Handel(n)“ für den Künstler und die Kunst im doppelten Sinne besteht: nämlich im Verkauf und in der Vermittlung von Künstlern innerhalb und ausserhalb der Stadt an Galerien, Sammler, öffentliche Institutionen.

Erstmals wurde im Jahr 2001 die Klasse von Rebecca Horn (HdK Berlin) im Galeriehaus am Klosterwall 13 ausgestellt, 2003 folgten Künstler aus verschiedenen Meisterklassen der Düsseldorfer Akademie, die im Rahmen eines Seminars mit der Universität Düsseldorf ausgesucht und jungen japanischen Meisterschülern in der Galerie Contemporary Art International gegenübergestellt wurden.

In der dritten Folge zeigen wir junge Künstler aus der École Nationale Supérieure des Beaux Arts in Paris.

Es ist ein Programmheft erschienen.

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Opening reception February 7, 2005

Duration of the exhibition February 8 to February 28, 2005

sponsored by the French Consulate General Hamburg / Institut Francais Hamburg and the ENSBA Paris

Félicités … was the title of the exhibition on Quai Malaquais, Paris, May 11th to July 4th, 2004 with 20 artists, half of whom we have invited to Hamburg. Félicités … united at the ENSBA those artists who received an award for their thesis. All of the artists exhibited in the third show of the master classes are particularly open to the world, an examination of territories and forms of perception, with a variety of possibilities of expression that they use and limit: painting, photography, video, sculpture, installation, performance, music … The artists‘ works cannot be restricted to a single medium, as they often only develop in the transition from one to the other. Not to limit oneself to the picture, but to go back to its origins and circumstances, were the guideline for the conception of the exhibition, leaving suggestions of the artists open and not tying them down to any one trend.

Isabelle Ferreira puts in a state of a vacuum, allowing her to grasp an inner and intimate music in her videos: they develop as a long and exhausting march towards the dissolution of the image and lead us back to painting and its uncertainties.

In photographed images and videos by Thu Van Tran, through which she tries to capture the flicker of territories and their dissolution; it translates a world, for example a broken, dissolving ring, which it captures in its crazy course, in the hidden light of a fire.

Floating islands of memory with Perrine Mornay in her performances and photographs, which are just as silent rituals as the glances of the blind in order to check delicate balances.

Photographs from Romania and Afghanistan or elsewhere by François Fleury, of regions not shaped by conflict or emergency situations „Documentarizes“, but rather synthesizes prospective and perspective horizons in the changeability of the visible of landscapes and beings.

Another traveler is Cédric Sartore, who captures the surface of the world in symbols of a deserted landscape, with his lens he designs its impenetrability and transparency under the glaring light.

Invisible landscapes in the photographs by Awatef Chengal, which she took in Tunisia ; those that carry themselves through the figure of women and men (often photographed from the rear and in a private atmosphere), but also those that are made up of objects that can be found in the traces of exile, objects of emigration here in France.

Signs of an impossible search carried out by Simon Boudvin with his photomontages. He scattered fragments of utopian or unsuitable architecture in urban landscapes or in the country. He gives them a new look and leads us back to the essence of things, to their sensitive appearance, and contradicts all functionalism.

The dismemberment and accumulation of the drawings in Julien Roux, in which he captures fleeting experiences of the gaze that read like a grammar of the urgent and the intangible; the same is true of his video with the sleepers, recorded in a metro in Seoul, where the syncope of sound and its shrillness reveals the fragility and size of the human face.

A series of painted landscapes on the verge of dissolution by Pascale Consigny, it occupies the place itself of painting and its disappearance from any linear chronology, from any hierarchy of theme and of ascent, where the romance of a landscape mixes with its narrative with children’s toys.

Painting cover for Jonathan Loppin’s installations; In the industrial banality of the objects that he uses or that he creates, he allows, as a counterpart to design, different perceptions and sensitive contact with chairs, trestles, tables, etc., which consists of foreignness, even danger.

The series “Show of the Master Classes” is a series of exhibitions conceived for the location on the „Kunstmeile“ (“Art Mile”), which continues every two years and extends over other areas of the gallery. The idea was to provide an insight into the To give the goals of foreign art schools and into the art and interests of the youngest, foreign generation of artists who have received the opportunity of a highly qualified education and are now on the threshold of the art market. The series underlines the social mission of a gallery or a gallery house, which, unlike the neighboring houses on the art mile, consists of “trading” for artists and art in a double sense: namely, selling and placing artists inside and outside the city to galleries, collectors, public institutions.

The class of Rebecca Horn (HdK Berlin) was exhibited for the first time in 2001 in the Galeriehaus Hamburg at Klosterwall 13, followed in 2003 by artists from various master classes at the Düsseldorf Academy, selected in the context of a seminar with the University of Düsseldorf, and shown with young Japanese master students with the Contemporary Art gallery Mikiko Sato.

In the third episode we show young artists from the École Nationale Supérieure des Beaux Arts in Paris.

A program has been published.