2002 „Reality Check“ (4 ibero-american artists) – Adrià Julià, Luiz Allegretti, Jorge Macchi, Miguel Rothschild

Vernissage: Donnerstag, 18. September 2002, 19-21 Uhr
Dauer der Ausstellung: 19. September 2002 bis 31. November 2002

Ein spanischer und drei lateinamerikanische Künstler nehmen Stellung zum Thema
der 2. Triennale der Photographie Hamburg „Reality Check“. Der Italo-Brasilianer Luiz Allegretti fotografierte in den Batu Caves, dem größten  indischen Tempel der Welt während des Jahrestags der Göttin Kali, die für das  Prinzip der Zerstörung in der indischen Religion steht. Indem sie ihr eigenes  Blut opfern, versuchen Gläubige das Unheil abzuwehren, das die Göttin über sie  bringen kann. Die mit langen Belichtungszeiten aufgenommenen großformatigen Color-Prints setzen den kurzen, realen Moment der Opferung in Beziehung zu  Empfindungen im Zustand von Trance. Es geht um zwei unterschiedliche Wahrnehmungsformen, mit denen der Künstler das Transitorische des Akts ins Bild  setzt. Mit den erzielten Lichteffekten findet er zu impressionistischen Sehweisen.

Die Sichtbarmachung von Unsichtbarem im Spannungsfeld von Fragment zu einem Ganzen zeigt der gebürtige Spanier Adrìa Julìa. Im Triptychon „Mi Hermano“ stellt er in einem verlassenen Wald zwei Businessmänner einander gegenüber. Die offensichtliche Deplazierung der Gestalten und ihr Verhalten lassen die Bilder als isolierte Sequenzen einer Geschichte erscheinen, die sich der Betrachter unwillkürlich zu Ende denkt. Dabei kommen der Rahmung und der Triptychon-Form eine semantische Funktion zu, indem sie den Schnitt überhöhen, die Zeit einkapseln und sakralisieren. Die Begegnung der beiden Männer wird in dieser Arbeit zu einer mythischen Begebenheit stilisiert.

In den Arbeiten der beiden Argentinier Jorge Macchi und Miguel Rothschild wird das Thema Reality Check nicht am Menschenbild entwickelt. Jorge Macchi legt zwei
nichtzusammengehörende Bezugsrahmen übereinander: Der zweidimensionale
Bezugsrahmen „Text“, hier ein nicht gesprochener Text, wird mit dem dreidimensionalen Bezugsrahmen „Landschaft“ gekoppelt. Dadurch entsteht ein Konflikt der Wahrnehmung, der auf das „Banale“ und das „Erhabene“ anspielt und eine ausserordentliche Poetik entfaltet. Die Installation „Conceptional Art“ von Miguel Rothschild mischt Fotografien mit Objekten. Mit der Kamera erforschte der Künstler das sichtbare Umfeld des Begriffes „Concept“ und stiess dabei auf zahlreiche Objekte wie Firmenschilder und Geschäfte. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine saubere Dokumentation von dem, was sich als concept vorstellt. Der Künstler führt auf der einen Seite die Sinnentlehrung des Begriffes vor, auf der anderen Seite deklariert er, indem er zahlreiche ästhetische Klischees formal in seine Installation integriert, dieses Werk selbst als Konzeptkunst.